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Potsdamer Straße: Bürger stellen Verwaltung verkehrspolitisches Armutszeugnis aus

Michendorf - Die Einführung einer Tempo-30-Beschilderung auf der Potsdamer Straße in Michendorf hat innerhalb kürzester Zeit für Unmut in der Bevölkerung gesorgt. Während die Gemeinde die Maßnahme mit dem Ausfall einer Lichtsignalanlage begründet, halten viele Anwohner und Pendler das Vorgehen für symptomatisch – nämlich für eine Verkehrspolitik, die sich zunehmend von den Interessen der Bürger entfernt.


Laut Mitteilung der Gemeinde Michendorf vom 5. Juni sei die Ampel an der Kreuzung Potsdamer Straße / Fliederstraße „irreparabel defekt“. Die Entscheidung, diese nicht zu ersetzen, sondern stattdessen eine Querungshilfe in Verbindung mit Tempo 30 einzuführen, stützt sich nach Angaben der Verwaltung auf Sicherheitsaspekte. So habe die Straßenverkehrsbehörde des Landkreises mitgeteilt, dass bei Wegfall einer Fußgängerampel und in Erwartung einer neuen Querung grundsätzlich eine Geschwindigkeitsreduzierung erforderlich sei – insbesondere im Hinblick auf den Schulweg vieler Kinder in diesem Bereich.


Allerdings stößt der Umgang mit dieser Situation in der Bevölkerung zunehmend auf Skepsis. In sozialen Netzwerken wird moniert, dass innerhalb kürzester Zeit Tempo-30-Schilder aufgestellt worden seien, während eine mobile Ampellösung angeblich aus technischen oder finanziellen Gründen nicht möglich gewesen sei. Ein Facebook-Beitrag bringt die Kritik vieler Bürger auf den Punkt: Es sei „nicht erklärbar“, warum eine der wichtigsten Verkehrsachsen der Gemeinde durch Maßnahmen wie Tempo 30 in ihrer Funktion eingeschränkt werde. Der Autor äußert den Eindruck, dass hinter solchen Entscheidungen eher politische Zielsetzungen als praktische Lösungen für die Anwohner stünden. Er fordert eine „vernünftige Politik für alle“ und mehr direkte Beteiligung der Bürger bei verkehrsrelevanten Entscheidungen.


Ein Pendler, der sich in einem Leserkommentar zu Wort meldete, brachte seine Frustration so zum Ausdruck: Es sei nicht nachvollziehbar, dass eine Baustellenampel oder zumindest ein provisorischer Zebrastreifen nicht kurzfristig eingerichtet worden sei, während Tempo-30-Schilder „binnen eines Tages“ installiert werden konnten. Solche Ungleichgewichte führten dazu, dass Bürger das Vertrauen in die Verwaltung verlören.


Die aktuelle Maßnahme fällt zudem in eine Zeit, in der die Diskussion um das Mobilitätskonzept der Gemeinde an Fahrt aufnimmt. Das im vergangenen Jahr von der Gemeindevertretung beschlossene Konzept, das nun über das Geoportal öffentlich einsehbar ist, enthält unter anderem Maßnahmen zur Verkehrsberuhigung, zur Förderung des Rad- und Fußverkehrs sowie zur Reduktion des motorisierten Durchgangsverkehrs. Auch wenn in der derzeitigen Maßnahme keine direkte Umsetzung des Konzepts erkennbar ist, sehen viele Bürger dennoch einen Zusammenhang. Bereits im Vorfeld hatte es einen Antrag auf durchgehende Tempo-30-Zone auf der Potsdamer Straße gegeben, der von der Gemeindevertretung zunächst abgelehnt worden war. Dass nun ein großes Teilstück dennoch temporär verlangsamt wird, sehen Kritiker als eine Art „schleichende Umsetzung“ dieses Vorschlags, nur ohne erneute politische Debatte.


Auch die Michendorfer Rundschau hatte bei der Verwaltung um eine Stellungnahme gebeten – bis zum jetzigen Zeitpunkt blieb diese Anfrage unbeantwortet.


Die Informationspolitik der Verwaltung steht damit ebenfalls in der Kritik. Zwar ist die rechtliche Grundlage der Geschwindigkeitsreduzierung nachvollziehbar, doch fehlt vielen Bürgern die Transparenz über Entscheidungsprozesse und Alternativen. So lange weder ein Zebrastreifen installiert noch ein realistischer Zeitplan für eine dauerhafte Lösung vorgelegt wird, dürfte die Diskussion um die Glaubwürdigkeit der Maßnahmen weiter anhalten.


Die Potsdamer Straße ist nicht irgendeine Nebenstraße, sondern eine der wichtigsten Verbindungen in Michendorf. Maßnahmen, die diese Achse betreffen, betreffen die gesamte Gemeinde.

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