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𝗦𝗼𝗺𝗺𝗲𝗿 𝗮𝗺 𝗟𝗶𝗲𝗻𝗲𝘄𝗶𝘁𝘇𝘀𝗲𝗲 – 𝗘𝗿𝗶𝗻𝗻𝗲𝗿𝘂𝗻𝗴𝗲𝗻 𝗮𝗻 𝗱𝗮𝘀 𝘃𝗲𝗿𝗴𝗲𝘀𝘀𝗲𝗻𝗲 𝗙𝗲𝗿𝗶𝗲𝗻𝗹𝗮𝗴𝗲𝗿 𝘃𝗼𝗻 𝗠𝗶𝗰𝗵𝗲𝗻𝗱𝗼𝗿𝗳-𝗪𝗲𝘀𝘁

Heute ist der Lienewitzsee ein beliebter Badesee der Gemeinde Michendorf. Früher jedoch war hier Sommertrubel pur: Am Ufer reihten sich Zelte und Wohnwagen, Kinder spielten und Familien schlugen Tische auf, während das Klappern von Geschirr über den Campingplatz hallte.


Der See war Teil eines belebten Feriengebiets, das von Familien, Ferienlagern und betrieblichen Ferienlagern aus der ganzen DDR genutzt wurde – ein Ort, an dem Sommerferien und Freizeit im Mittelpunkt standen.


Michendorf-West war ursprünglich als Gartenstadt konzipiert – mit Grundstücken für Einfamilienhäuser und kleine Villen, großzügigen Gärten und viel Grün.

Doch ab 1964 begann sich der Charakter des Viertels zu verändern: Die Idee der Erholung für alle hielt Einzug.


Nach und nach entstand eine Feriensiedlung, die bis in die 1980er-Jahre wuchs. Es wurden über hundert Ferienhäuser gebaut, viele mit gepflegten Gärten, Sitzplätzen im Freien und bunten Gartenzäunen. Für die Freizeit sorgten zwei kleine Swimmingpools und mehrere Tischtennisplatten, die schnell zum Treffpunkt der Kinder und Jugendlichen wurden.


Rund um die Bungalows entstanden zudem Spielplätze mit Schaukeln, Wippen und Klettergerüsten, die die Feriensiedlung zu einem Paradies für Kinder machten.


In dieser Zeit wuchs auch der Campingplatz am Lienewitzsee. Anfangs war er ein Geheimtipp für Berliner und Potsdamer Familien, doch bald war er so beliebt, dass er „aus den Nähten platzte“.

Zeitzeugen berichten, dass die Natur unter dem Andrang litt: das Gras niedergetreten, der See voller Luftmatratzen und Boote. „Es war wunderschön – aber es war zu viel“, erinnert sich eine ehemalige Camperin. „An manchen Wochenenden bekam man kaum noch Luft zwischen den Zelten.“


Mit dem Ausbau der Feriensiedlung entstanden auch betriebliche Ferienlager, die vor allem von VEBs aus Berlin und Sachsen genutzt wurden.


Besonders bekannt war das Lager des VEB Elektro-Anlagen, das regelmäßig Kinder seiner Beschäftigten zu Ferienaufenthalten hierher schickte.


So kamen in manchen Jahren junge Urlauber aus verschiedenen Teilen der DDR zusammen – Berliner, Brandenburger und sächsische Kinder –, die am Lagerfeuer Dialekte tauschten und Freundschaften fürs Leben schlossen.


Dann kam das Jahr 1990, und mit ihm das Ende einer Ära.


Mit der Wiedervereinigung wurden viele Ferienhäuser geräumt, einige Besitzer gaben auf, andere verloren ihre Nutzungsrechte. Die Anlagen des Campingplatzes verfielen oder wurden zerstört.

Freiwillige und Anwohner begannen bald, das Gelände zu säubern. Noch heute kann man beim Spaziergang durch die Umgebung des Seeufers Reste der alten Fundamente entdecken – Betonplatten, eine Feuerstelle, verrostete Geländer.


Sehr bald stellte man das Gebiet um die beiden Lienewitzseen unter Naturschutz. Die Natur erholte sich, die Stimmen der Camper und Pioniere verstummten, und der Ort gewann seine Stille zurück.


Während sich das Seegebiet selbst erholte, blieb in Michendorf-West ein Stück Feriengeschichte lebendig:


Zwischen Michendorf-West und dem Lienewitzsee stehen noch mehrere originale DDR-Bungalows – typische Betonfertigteil-Bauten aus den 1970er- und 1980er-Jahren.


Einige dieser kleinen Häuser wirken, als wären die Feriengäste nur kurz fortgegangen:


Die Möbel stehen noch, emaillierte Kaffeetassen auf dem Tisch, eine ausgeblichene Gardine im Fenster, ein altes Radio auf der Kommode. Rund um die Bungalows gibt es noch kleine Spielplätze mit Schaukeln und Klettergerüsten, die an die fröhlichen Sommer der DDR erinnern. Wer achtsam durch die Wege zwischen den Bungalows spaziert, kann sie manchmal entdecken und betreten – stille Relikte der Vergangenheit, in denen der Sommer von einst weiterlebt.


Besonders bemerkenswert: Das Kinderferienlager des VEB Elektro-Anlagen in Michendorf-West steht noch komplett erhalten. Alle Häuser sind fest verschlossen, sodass die Anlage heute wie eine eingefrorene Erinnerung an die DDR wirkt.

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