"Michendorf: wo Ampeln sterben" und Zebrastreifen wachsen
- MIR-Redaktion

- 16. Sept.
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Aktualisiert: 17. Sept.
Michendorf - In Michendorf ist an der Kreuzung Potsdamer Straße, Langerwischer Straße und Am Dieck ein neuer Fußgängerüberweg eingerichtet worden. Anlass war der - laut Gemeindeverwaltung - "irreparable" Ausfall der dortigen Ampelanlage. Die Verwaltung entschied, die Lichtsignalanlage nicht zu ersetzen, sondern als „kurzfristige“ Lösung eine Geschwindigkeitsbegrenzung von 30 Kilometern pro Stunde einzuführen und einen Zebrastreifen zu markieren. In einer aktuellen Veröffentlichung stellte sie nun hervor, dass die Maßnahme rechtzeitig vor dem Schulbeginn nach den Sommerferien umgesetzt wurde, um die Verkehrssicherheit gerade für Schulkinder, aber auch für ältere Menschen und andere Fußgänger zu erhöhen.
Die Resonanz in der Bevölkerung fällt jedoch sehr gemischt aus. In den sozialen Medien zeigt sich neben Zustimmung vor allem Unzufriedenheit. Viele Anwohner äußern Zweifel, ob ein Fußgängerüberweg an einer so stark befahrenen Hauptstraße wie der Potsdamer Straße tatsächlich ausreiche. Eine Nutzerin schreibt: „Die Kinder haben vorerst keinen sicheren Schulweg über die Potsdamer.“ In ähnlicher Richtung äußerte sich ein anderer Kommentator: „Ein Zebrastreifen über eine Hauptstraße ist nie die sicherste Lösung.“ Ein dritter formulierte es gar überspitzt: „Willkommen im neuen Michendorf: wo Ampeln sterben, damit Tempo 30 leben kann.“ Diese Stimmen verdeutlichen, dass der Zebrastreifen zwar als besser als gar keine Maßnahme empfunden wird, jedoch nicht als dauerhafte Lösung anerkannt ist.
Besonders die begleitende Einführung von Tempo 30 stößt auf Kritik. Zwar wird anerkannt, dass eine Reduzierung der Geschwindigkeit an sensiblen Stellen wie Schulen sinnvoll sei, doch viele Bürger halten eine generelle Absenkung auf der Hauptverkehrsachse für unverhältnismäßig. Ein Kommentator bemerkte: „Das Limit ist als Provisorium gedacht, aber am Ende bleibt es für immer.“ Mehrere Stimmen weisen darauf hin, dass die Potsdamer Straße den Charakter einer Durchfahrtsstraße habe, auf der Tempo 50 der Normalfall bleiben müsse. Die Befürchtung wird laut, dass eine Ausweitung von Tempo-30-Zonen nicht nur die Akzeptanz schwäche, sondern auch den Verkehrsfluss im gesamten Ort bremse.
Neben der Sicherheit geht es auch um das Vertrauen in die Entscheidungsprozesse der Gemeinde. Einige Anwohner verweisen darauf, dass die Ampel schon länger außer Betrieb gewesen sei und man sich in dieser Zeit mit Provisorien habe begnügen müssen. Die Information, dass eine neue Anlage mehr als 50.000 Euro kosten würde und eine dauerhafte Ampellösung nicht vorgesehen sei, stößt in Teilen der Bevölkerung auf Unverständnis. Die Abwägung zwischen Kosten und Sicherheit wird von Kritikern als unzureichend betrachtet.
Gleichzeitig gibt es auch positive Rückmeldungen. Mehrere Bürger begrüßen, dass die Verwaltung schnell gehandelt habe und der Übergang noch vor Schulbeginn zur Verfügung stand. Aber auch unter den Unterstützern der Maßnahme gibt es Kritik: Viele fordern zusätzliche Schritte, etwa bauliche Querungshilfen, Verkehrsinseln oder eine klare Perspektive, wie sich die Verkehrssituation im Ortszentrum langfristig entwickeln soll.
Die Diskussion reicht damit weit über die Kreuzung hinaus. Für zahlreiche Bürger ist die Potsdamer Straße insgesamt ein Problemfeld, das stärker in den Blick genommen werden müsse. Manche suchen vergeblich nach einer Umleitungsmöglichkeit für den Durchgangsverkehr, andere wünschen sich mehr Querungsmöglichkeiten für Fußgänger. Zugleich bleibt aber die Sorge, dass durch dauerhafte Tempolimits die Hauptverkehrsachse ausgebremst wird und der Ort noch stärker unter Staus und Schleichverkehr leidet. Einige Bürger gehen sogar noch weiter und kommentieren: "Die Interessen und Anliegen der Bürger interessiert die Bürgermeisterin überhaupt nicht".
Vor diesem Hintergrund meldete sich auch der Vorsitzende der CDU Michendorf, Gregory Gosciniak, zu Wort: „Sichere Schulwege sind für uns unverzichtbar. Der neue Zebrastreifen ist ein Schritt in die richtige Richtung. Offen bleibt jedoch die Frage, wie lange die vermeintlich provisorische Tempo-30-Regelung in der gesamten Innenstadt noch gelten soll.“ Damit knüpfte er an die Sorgen vieler Anwohner an, die mehr Klarheit über die Zukunft der Verkehrsgestaltung im Zentrum fordern.
Der neue Zebrastreifen ist ein Ausdruck provisorischer Politik. Die öffentliche Diskussion zeigt jedoch, dass viele Bürger zusätzliche Maßnahmen erwarten. Klar wird auch, dass Tempo 30 von den meisten nicht als generelle Lösung angesehen wird, sondern nur dort akzeptiert ist, wo es tatsächlich notwendig ist. Die künftige Verkehrspolitik in Michendorf wird deshalb nicht nur Antworten auf die Frage nach sicheren Querungen geben müssen, sondern auch, ob die Hauptverkehrsachsen ihre Rolle als leistungsfähige Durchfahrtsstraßen behalten.




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