Neuer Spielplatz im Hasenweg: Investition trotz demografischer Herausforderungen und Kritik an Beteiligung
- Boris Brakebusch

- 11. Nov.
- 3 Min. Lesezeit
Michendorf – Im Hasenweg soll ein neuer Spielplatz entstehen. Nach Angaben der Verwaltung sei der Auftrag zur Lieferung und Montage der Spielgeräte im Oktober 2025 vergeben worden. Die Kosten sollen sich auf rund 40.000 Euro belaufen. Noch in diesem Jahr soll die Einzäunung zur Straße hin erfolgen, die Fertigstellung der Anlage sei bis Frühjahr 2026 vorgesehen. Die Anlage soll sich vorrangig an Kinder im Alter von zwei bis sieben Jahren richten und die Spielgeräte sollen barrierearm und integrativ nutzbar sein.
Der Standort befindet sich auf der nördlichen Restfläche eines ursprünglich größeren Grundstücks. Der südliche Teil war zuvor an Anlieger veräußert worden. Der Ortsbeirat sei – wie gesetzlich vorgesehen – beteiligt worden.
Trotz der familienpolitischen Zielrichtung werden kritische Stimmen laut. Inmitten knapper Kassen und verzögerter Infrastrukturmaßnahmen – darunter seit Monaten nicht reparierte Ampeln – stoßen die 40.000-Euro-Investition und der Zeitpunkt bei einigen Bürgern auf Skepsis.
„Wir warten hier auf dringend notwendige Verkehrssicherungsmaßnahmen, aber für neue Spielplätze scheint plötzlich Geld da zu sein“, sagt ein Anwohner aus der Nähe des geplanten Standorts (Name der Redaktion bekannt).
Ein weiterer Kritikpunkt betrifft den demografischen Wandel. Nach Jahren mit nur einem Spielplatz im Ortsteil entstehe nun eine Vielzahl an Anlagen – obwohl die Zahl der kleinen Kinder sinke. Nach Angaben aus dem Umfeld liege die Auslastung der gemeindeeigenen Kitas im Ortsteil derzeit nur knapp über 50 Prozent, die Geburtenrate habe sich in den vergangenen Jahren nahezu halbiert. In den genannten Kitas gebe es in der relevanten Altersgruppe aktuell nur noch rund 20 Kinder.
„Es ist wichtig, in Kinder zu investieren“, meint eine Anwohnerin (Name der Redaktion bekannt). „Aber wir müssen ehrlich sein: Es wohnen hier heute einfach viel weniger kleine Kinder als früher. Man sollte Geld jetzt sehr gezielt einsetzen.“
Zusätzliche Diskussion entsteht, weil der Standort ursprünglich im Bebauungsplan Bahnstraße von 1993 für eine völlig andere Siedlungsstruktur vorgesehen war. Damals habe man größere Wohnblöcke und einen entsprechend hohen Kinderanteil geplant. Heute jedoch sei die Fläche von Einfamilienhäusern umgeben – in vielen davon lebten inzwischen keine Kleinkinder mehr.
„Der Plan ist 30 Jahre alt und spiegelt die Realität hier nicht mehr wieder", sagt den Anwohner Herr L., „damals dachte man an viele Familien und dichteres Wohnen. Heute stehen hier Einfamilienhäuser, zum Teil mit älteren Bewohnern. Der Standort passt nicht mehr zum Umfeld.“
Nach Angaben aus der Nachbarschaft liege die letzte öffentliche Beteiligung mehr als zehn Jahre zurück. Viele der heutigen Anwohner hätten damals noch gar nicht in der Straße gewohnt. „Wir sind nicht gegen Kinder und auch nicht gegen Spielplätze“, sagt ein junger Familienvater aus der Straße. „Aber wenn man direkt nebenan wohnt, möchte man zumindest vorher informiert und gefragt werden.“
„Ich hätte mir hier eher einen kleinen, grünen Ruhepunkt gewünscht“, sagt ein älterer Anwohner (Herr S.). „Ein paar Bänke unter Bäumen, wo Senioren im Schatten sitzen können – ein kleiner Park, kein Trubel. Für Kinder gibt es mittlerweile viele neue Angebote, aber ruhige Orte für ältere Menschen fehlen hier.“
Eine weitere Anwohnerin ergänzt: „Ich hätte mir ein Gesprächsangebot gewünscht. Wir wollen hier alle gut miteinander leben.“
Befürworter betonen, dass Angebote für junge Familien wichtig bleiben, um den Standort attraktiv zu halten. Kritiker fordern mehr Fingerspitzengefühl in einer Zeit knapper Mittel und wünschen sich transparente Kommunikation mit betroffenen Anwohnern – und eine offenere Diskussion über alternative Nutzungen öffentlicher Räume.
Die Debatte zeigt, wie komplex kommunale Entscheidungen sein können, wenn Finanzlage, demografischer Wandel und Bürgerbeteiligung aufeinandertreffen.




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